Mittwoch, 14. März 2012

2012 03 13 Popa Chubby


Ich sah heute einen der besten lebenden Blues-Gitarristen - wie ich meine - zum dritten Mal im Reigen zu Wien. Der Mann wiegt etwa 140 kg und hat gefühlte 280 kg Blues, wie ich sie live selten zuvor hören durfte. Er schwebte auf die Bühne und meinte nach dem ersten Song, dass er froh sei, wieder hier in Wien zu spielen und er habe gerade die schönste Frau seit langem gesehen, er sagt nicht wer sie sei, aber er widmet das Konzert der unbekannten Schönen. Auch wenn er das in jeder Stadt zum Besten gibt, es wirkte. Vielleicht sah er sie tatsächlich. Popa fällt wahrscheinlich bei den wenigsten Frauen in deren Beuteschema. Aber wer so Gitarre spielt, braucht nicht auszusehen wie George Cloony.


Der Reigen zu Wien war fast voll und Popa enttäuschte niemanden. Mein Bruder, der auch zugegen war, sah Chubby noch nie. Ich konnte bei jedem einzelnen Song ein Lächeln in seinem Gesicht ausmachen. Auch ich bekam den Glücksgrinser nicht mehr aus meinen Mundwinkeln, über zwei Stunden verzauberte Chubby mit seinem Gitarrenspiel ganz Penzing. Obwohl vier Gitarren spielbereit auf der Bühne standen, spielte Popa auf einer abgegriffenen Fender Relic Strat, die bei Rory Gallagher meist zum Einsatz kam. Ich habe in meinem Leben unzählige Konzerte gesehen und bin nicht so leicht zu beeindrucken, aber das eben schafft es locker in meine Top Ten. Popa spielte in der altbewährten Cream-Supergroup-Aufstellung: Gitarre, Bass & Drums. Und das genügte.


Sein dritter Song war „Hey Joe“, seine Zugabe „Hallelujah“, von Leonard Cohen, der in einem Interview einmal meinte, sollte ihn noch irgendjemand fragen, ob er diesen Song covern dürfe, gibt es ein striktes NO. Aber Chubby und Hallelujah war wie Salz und Pfeffer, wie Donner und Sonne oder wie sämtliche Gegensätzlichkeit, die ich kenne und letztendlich zusammengehören, wie das oft bemühte Faust aufs Auge.

Popa Chubby ist eine Naturgewalt, die man gesehen, bzw. gehört haben muss. Er sitzt ob seines Gewichtes die meiste Zeit des Konzertes auf einem Stuhl, aber manchmal steht er mit einer Leichtfüßigkeit, die man ihm nicht zutraut, auf. Etwa bei „Hey Joe“, wo er die ersten Textzeilen, ohne Mikro mit dem Publikum singt. Ganz einfach darum, weil sein Gesangmikro vor seinem Sessel angebracht ist. Anyway! Chubby stellt so manchmal die Technik auf den Kopf, ohne auch nur eine Sekunde peinlich zu wirken.

Popa Chubby, ich danke Dir für diesen grandiosen Abend. Beim nächsten Mal, wenn Du wieder in Wien spielst, werde ich Dich zum vierten Mal sehen!


Sonntag, 12. Februar 2012

2012 01 26 Peter Schleicher Band

Die Peter Schleicher Band zu sehen, war mir als Stones-Fan schon lange ein Bedürfnis. Er fiel mir zum ersten Mal 1979 auf, als sein Album „Hart auf Hart“ erschien. Auf dem Album sind ausschließlich Songs von den Rolling Stones, die Peter S. ins Wienerische transportierte. Ich fand das Album so gut, dass ich es mir sofort kaufte. Peter Schleicher versuchte nicht die Originaltexte eins zu eins zu übersetzen, sondern machte aus „Jumpin´ Jack Flash“ „Den letzten Fetzentandler von Wien“, oder aus „Honky Tonk Woman“ „Die Beislhur“.“

Als Vorgruppe spielten „feZZntandler“ ebenfalls Coverversionen, die sie ins Wienerische übertrugen. Sehr gut gefiel mir „Keep on Runnin´“ von der Spencer Davis Group. feZZntaler waren eine äußerst positive Überraschung, die ich zum ersten Mal sah/hörte.

Nach einer kurzen Umbauphase in der Szene – das nicht gerade zu meinen Lieblings-Konzert-Locations zählt – kam die Peter Schleicher Band auf die Bühne. Ein schon etwas gealterter Peter Schleicher – Jahrgang 1945 – und eine junge Band hinter und neben ihm spielten ein großartiges Konzert. Sie machten den Rolling Stones alle Ehre und nicht umsonst gaben die Stones ihr OK für die Covers. Charly Watts soll laut Schleicher gefragt haben: "What the hell means Beisl Hur?"

Ein grandioses Lady Jane, gewidmet allen verstorbenen Musikerkollegen, ein geniale letzte Zugabe vom „Cocksucker Blues“ – „I bin a Woama“ und mein Lieblingssong von Peter „Der Tod, der Weisse“ – „Gimme Shelter“. Oder ein bis dato von mir noch nie gehörtes "Brown Sugar" als "Promille".

Total überrascht war ich von den Musikern, allen voran die beiden Gitarristen. Aber auch die beiden Background-Sängerinnen waren nicht nur optischer Aufputz. Sollte sich Peter Schleicher wieder irgendwo auf eine Bühne verirren, werde ich dabei sein. Alles in allem ein sehr gelungener Konzertabend, mit vielleicht hundert Zusehern.

Montag, 6. Februar 2012

2012 02 05 Wishbone Ash


Kaum mehr als 50 Menschen kamen am 5. Februar 2012 zu Wishbone Ash in den Reigen zu Wien. Aber der Reihe nach! Es war bitterkalt, als ich mich von zu Hause in Richtung U4 machte. Geschätzte minus 15 Grad werden es schon gewesen sein. Der Konzertbeginn war mit 20.30 Uhr angesetzt. Ich war etwa 15 Minuten vor Beginn im Reigen und staunte nicht schlecht, als ich die Konzertbesucher fast zählen konnte. Vielleicht 20 oder 25 Leute harrten der Musik, die da angekündigt war.

Pünktlich um 20.30 Uhr kämpften sich vier junge Musiker durch die begeisterte Menge. Diese unbekannten Menschen boten allerdings Musik vom Feinsten. Blues in Reinkultur. Name der Gruppe: Fabian Anderhub. Herkunftsland: Schweiz. Sie wurden immer besser und es machte ihnen auch nichts aus, vor fast leerem Saal zu spielen. Das Ganze hatte etwas von einer Wohnzimmeratmosphäre.

Nach einer kleinen Umbaupause kamen dann Wishbone Ash auf die Bühne. Nicht zu verwechseln mit Martin Turner´s Wishbone Ash. Im Reigen spielten Wishbone Ash mit Gründungsmitglied Andy Powell, (Gitarre, Gesang), Muddy Manninen (Gitarre, Gesang), Bob Skeat (Bass, Gesang) und Joe Crabtree (Drums). Sie begannen mit „The King Will Come“ und endeten mit einem grandiosen „Phoenix“, bevor noch zwei Zugaben folgten.

Alles in allem war es ein kleines, aber feines Konzert. Da ich mein erstes Wishbone Ash Album schon 1972 kaufte, Ash jedoch noch nie auf der Bühne sah, war es mir ein Bedürfnis diesen geschmeidigen Gitarrensound endlich einmal live zu erleben. Und ich war trotz sibirischer Kälte froh, in den Reigen gepilgert zu sein.